Traumurlaub in Deutschland – mein Geheimtipp für anspruchsvolle Familien

Auf rund 1000 Meter am Ende eines Hochtals gelegen, ohne Durchgangsverkehr und umgeben von kristallklaren Bergseen, rauschenden Gebirgsflüssen, einer hobbithaften Buckelwiesenlandschaft und imposanten Bergen gelangte Schloss Elmau in den letzten zehn Jahren vor allem damit zu Weltruhm, weil es bereits zweimal (2015 und 2022) als Tagungsort des G7-Gipfels genutzt wurde. Die Pressefotos der Gipfel – immer wieder legendär: vorn die rustikale Holzbank, im Hintergrund das majestätische Wettersteingebirge. Auf den Fotos wahlweise Angela Merkel mit weit ausgebreiteten Armen vor einem lässig sitzenden Barack Obama (2015). Oder Einigkeit strahlende Staats- und Regierungschefs der führenden demokratischen Wirtschaftsmächte stehend vor Holzbank und Wetterstein (2022). Soweit, so bildgewaltig.

Aber auch die vielen kleinen Anekdoten, die Hotel-Eigentümer Dietmar Müller-Elmau von diesen prominenten Veranstaltungen berichten kann (welche Regierungschefs und Chefinnen bewohnen welche Etage, welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Bundeskanzlerin oder Bundeskanzler ein Hotel als Austragungsort wählen) sind sehr amüsant. Ebenso interessant: die Eigentümer-Persönlichkeit selbst. Hier ist kein klassischer Manager am Werk, sondern ein Visionär: Dietmar Müller-Elmau möchte inspiriert werden und inspirieren. Er mag es groß und international, abwechslungsreich und generationsübergreifend. Deshalb bewirbt er sich für politische Gipfel, lädt immer wieder Politiker, Intellektuelle und Künstler aus der ganzen Welt zu Podiumsdiskussionen ein und kreiert und kuratiert mit seinem Team ein Kulturprogramm, das einem Konzert- oder Bühnenhaus in nichts nachsteht – außer, dass es eben noch abwechslungsreicher sein darf, weil es nach Lust und Laune durch die Disziplinen wechseln kann. 

Das Kulturprogramm während unseres dreitägigen Aufenthalts: Techno-Jazz mit der Bigband Jazzrausch aus München und am zweiten Abend ein Streichoktett von Quatuor Ebene und Belcea Quartet. 

Ich liebe Theater und Oper, aber solche Veranstaltungen in meinen Alltag zu integrieren, gelingt mir selten. Umso schöner, hier im Kurzurlaub die Möglichkeit zu haben. Am ersten Abend habe ich getanzt und am nächsten Tag bei den Streichern gerührt auf dem Stuhl gesessen und geweint, weil das Konzert mich so gepackt hat. Und die Kinder? Waren beim Techno-Jazz mit dabei, bis es irgendwann zu laut und zu spät wurde. Während des klassischen Konzerts haben sie sich im Gym vergnügt. Zwei solcher Abende hintereinander – für meinen Mann und mich einfach herrlich, da zweisame Quality Time in unserem Alltag eher selten vorkommt. 

Wenn wir nicht als Familie gemeinsam unterwegs waren, zusammen gegessen oder Tennis gespielt haben, waren unsere Kinder auf dem Hotelgelände weitestgehend selbständig zugange. Der Jüngste hat meistens in den Wiesen und am Bach gespielt, während die Älteren die Vielzahl an Aktivitäten voll ausgekostet haben (Tennis, Mountainbiken, Gym, Joggen, Billard). Das Programm, das für Kinder und Jugendliche darüber hinaus angeboten wird, ist vielfältig und richtet sich an unterschiedliche Altersklassen. Von Soccer Camps mit qualifizierten Trainern namhafter Vereine bis zu Tech-Kursen, wo das Programmieren erlernt werden kann, gibt es diverse Edutainment Angebote, die ähnlich fein kuratiert und von Experten geführt werden wie das Kulturprogramm. Es gibt sogar Yogastunden extra für Kinder und für Teens. Ein schlechtes Gewissen, sein Kind trotz Urlaubs im Kidsclub abzugeben oder eben für eines der Programme anzumelden, braucht man jedenfalls nicht haben, so hochkarätig sind die Themen und Experten.

Beim Rundgang durch die weitläufige Hotelanlage wird noch etwas klarer, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Hotelkomplex handelt, sondern vielmehr um einen strategisch geplanten und gewachsenen Raum, der einem Dorf wesentlich ähnlicher ist als einem Hotel. Es gibt ein großes Tal mit Flusslauf und Blumenwiese, Tennisplätze, zwei große Hotelkomplexe (Hideaway und Retreat), die sich in erster Linie dadurch unterscheiden, dass das Hideaway im ursprünglichen Schloss untergebracht ist, wo sich auch die Hauptrestaurants sowie Kids-Club, Sport Concierge, Schwimmbad, Spa, Lounge, Bücherei und Bibliothek befinden. Das Retreat ist ein eigenes Gebäude. Die Zimmer dort: noch etwas größer, das Ambiente vielleicht insgesamt etwas ruhiger und erwachsener als im Hideaway. Einen sagenhaften Ausblick auf die Natur und das gewaltige Wettersteingebirge hat man allerdings von fast überall.

Wenn das Haus voll sei, wären circa 200 Erwachsene und 100 Kinder da, erzählt Müller-Elmau und er und seine Gäste sollten bitte nie das Gefühl haben, sich eingeengt zu fühlen. Daher auch der weitläufig angelegte Raum, die unterschiedlichen Restaurants, die großzügige Architektur, die verschiedenen Spas, einige für Familien, die anderen nur für Erwachsene.

Für mich persönlich, die kein Buffet mag und die es auch nicht mag, wenn es im Spa oder beim Yoga zu voll ist – ein weiteres positives Tick-the-Boxes. Ich kann Frühstück am Buffet essen (meine Kinder lieben es), ich muss aber nicht, weil es auch ein gesetztes Frühstück gibt, wohin ich mich zurückziehen kann. Die Yogakurse sind gut besucht, aber nicht überlaufen. Der Ausblick auch hier herrlich, die Yogalehrer richtig gut. Diese Entscheidungsfreiheit, gepaart mit qualifiziertem Personal und kombiniert mit dieser Ruhe und traumhaften Landschaft – für mich der größte Luxus überhaupt.

So vergingen unsere drei Tage recht flott. Und ich habe einige Sachen gemacht, die ich noch nie oder schon lange nicht mehr gemacht habe. Bin nach der Tennistrainerstunde in den eiskalten Gebirgsbach gesprungen. Bin morgens extrafrüh für einen Schwimmkurs aufgestanden, um meine Kraultechnik zu verbessern. Bin barfuß bergauf und bergab über Blumenwiesen spaziert. Habe zweimal 50 Minuten Yoga gemacht (zuhause schaffe ich maximal 15). Habe ein paar sportliche Runden Tischtennis gespielt und durfte mit meinem Mann on top zu den Kulturveranstaltungen noch ein köstliches Menü im Restaurant Ikigai von Sternekoch Chris Rainer genießen. 
Diese paar Tage tun und lassen was man Lust hat, Zeit mit der Familie, durch die tollen Angebote inspiriert werden und auch mal den eigenen Schweinehund überwinden, das alles in einer Location ohne Autolärm, gefühlt weit weg von der Alltagswelt, frischer Luft, herrlicher Natur – das hat mich echt erholt und erfrischt. Zudem hat mich der Aufenthalt nochmals in der Erkenntnis bestärkt, wie sinnvoll es ist (und immer sinnvoller werden wird) antizyklisch zu reisen. Also im Sommer und Spätsommer Urlaub im eigenen Land oder sogar in den Bergen zu machen und im Winter und Frühling weiter weg oder in den Süden.

Schloss Elmau hat übrigens das ganze Jahr geöffnet und ich bin schon jetzt dabei, mich durch das Kulturprogramm und durch die vielen Retreats und Workshops zu wühlen, um die Perlen zu trüffeln und mich vielleicht ein weiteres Mal in diesem Jahr auf etwas Neues einzulassen. Auf ein Yoga Retreat nur für mich alleine hätte ich große Lust. Außerdem habe ich habe meinem Mann letztes Jahr einen Tanzkurs geschenkt. Tanz-Workshops bieten sie in Elmau auch an, aber vielleicht schaffen wir es ja diesmal sogar, etwas Neues in unseren heimischen Alltag zu integrieren. Denn wenn mir eine weitere Erkenntnis gekommen ist in den drei Tagen, dann, das Traumurlaub nichts mit Preisschildern oder Sternebewertungen zu tun hat. Auch muss man nicht um die halbe Welt fliegen, um einen traumhaften Urlaub zu verbringen. Tatsächlich ist die Haltung wichtiger. Die Fähigkeit, sich auf Neues einzulassen und die Gabe, sich das herauszupicken, was einem guttut. Wer das hinkriegt, ist schon auf halbem Weg in den Traumurlaub.

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