The Niche Traveller's
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TRENDIGE HOTELS & VILLEN
13.01.2025
Bauernhof-Urlaub in Deutschland: Unser Travel Scout testete mit Sohn Leo das Landhaus Averbeck
Kinderfreundliche Bauernhöfe gibt es viele, aber nur wenige versprechen einen derart sorgenfreien Familienurlaub wie das Landhaus Averbeck in der Lüneburger Heide. Das haben mein dreijähriger Sohn Leo (Bauernhof-Fan) und ich (eher Stadttyp) getestet und sind übers lange Wochenende aufs Land gefahren - in ein Paradies, in dem es außer Gummistiefeln (die hatten wir zum Glück dabei) wirklich alles gibt für eine glückliche Eltern-Kind-Auszeit.
Geschrieben von:
Kirsten Lindemann
Travel Designerin
Wenn wir als Familie eine Wochenendauszeit brauchen, zieht es uns normalerweise ans Meer und wir genießen die Weite der Nordsee oder die Behaglichkeit der Ostsee. Doch an diesem Wochenende geht die Reise von Hamburg aus Richtung Süden in die Lüneburger Heide. Schon beim Verlassen der Autobahn kündigt sich der Stimmungswechsel an, den wir uns erhoffen: das Tempo wird gemütlicher, Wälder und Felder ziehen an uns vorbei und nach knapp anderthalb Stunden erreichen wir - schon ein bisschen entschleunigt - das Landhaus Averbeck in der Südheide. Der Hof ist seit Anfang des 16. Jahrhunderts im Familienbesitz der Gastgeberfamilie Averbeck und wird von Generation zu Generation weitergegeben. Vom klassischen Bauernhof mit Milchbetrieb über den Spargelanbau bis zur ersten Zimmervermietung ist er heute ein professionell geführtes Familienhotel und zugleich ein immer noch ganz authentisches, unprätentiöses Fleckchen Erde.
An der Rezeption werden wir freundlich begrüßt und gleich auf eine kleine Tour über das Gelände mitgenommen, auf der wir einen ersten Eindruck davon bekommen, was es hier alles zu tun und zu sehen gibt. Mein Sohn Leo schwingt sich sofort auf eines der vielen Kettcars - das Hauptfortbewegungsmittel für kleine und große Gäste auf dem weitläufigen Hof -, während ich den Blick über die 28.000 qm Wiesen, Wälder und Pferdekoppeln schweifen lasse, die das Anwesen umgeben. Kein blaues, sondern ein grünes Meer, denke ich und vermisse das Wellenrauschen kein bisschen.
Ebenfalls überraschend für mich: Obwohl alle 34 Appartements ausgebucht sind, herrscht eine entspannte Stimmung. Überall ist es angenehm belebt, aber niemals voll. Die Tour endet im Zentrum des Hofes: Wir übernachten in einer der beliebten Cabins - oder wie Leo es während unseres Aufenthalts nennt: “unser kleines Häuschen”. Die zweigeschossigen Tiny Houses wurden ebenfalls erst vor einigen Jahren hinzugefügt. Mit zwei getrennten Schlafzimmern sind sie perfekt für eine vierköpfige Familie - inklusive Ausblick auf die Felder, auf denen man die Pferde im Morgennebel grasen sieht.
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An der Architektur lässt sich der Ausbau des Hofes zum gehobenen Mehrgenerationenhotel gut nachverfolgen: Zunächst wurde das Schweinehaus zu Gästezimmern und der alte Pferde- und Kuhstall zu Schwimmbad und Sauna umgebaut. 2021 kam ein beheizter Außenpool am Bauerngarten dazu. Anschließend wurde der alte Bullenstall in wunderschönem Design revitalisiert. Dort findet sich auch ein absolutes Highlight des Landhauses: die Kinderbetreuung mit vielen liebevoll und achtsam gestalteten Spielflächen sowie dem phantastisch ausgestatteten Werkraum. An einem großen Eichentisch laden die Kinderbetreuer zum Basteln, Malen und Werken ein, lassen die Kinder Neues ausprobieren, Ideen entwickeln und kreativ sein.
Die Tage bei Averbeck sind für Leo wie ein nicht endendes Abenteuer: Morgens geht es los mit dem Stallausmisten, danach steht Basteln mit Naturmaterialien oder eine Reitstunde auf dem Programm. Nach dem Mittagessen wird auch schon das Lagerfeuer angeschmissen, und während die Eltern das Stockbrot ins Feuer halten und eine Runde plauschen, spielen die Kids auf dem Holzspielplatz oder unter dem Sonnensegel in der Sandkiste. Am Nachmittag wartet in der “Plauderei”, der Kaffeestube im Bauernhaus, ein himmlisches Kuchenbuffet auf uns. Am Kachelofen gibt es für Leo und mich einen wunderbar saftigen Marmorkuchen, bevor wir einen Abstecher in die Spielscheune “Landlümmels” machen.
Eine Runde Planschen im Pool und eine kleine Saunaauszeit für mich ganz alleine sind auch noch drin, dann müssen wir allerdings wieder am Stall sein: Die Tiere werden nämlich jeden Abend pünktlich ins Bett gebracht, und natürlich dürfen alle Kinder mit anpacken. Gänse und Enten aus dem Teich geleiten, etwas Wasser für die Ziegen in die Tröge füllen, frisches Heu in den Pferdeställen auffüllen und zum Schluss: Streicheleinheiten für die Vierbeiner und ein leises Gute Nacht in die Ohren von Benny und Charly, den Zwergponys, Hops und Huper, den Mini-Schweinen und all den anderen Bauernhoftieren. Überall hier schwingt Nostalgie mit, als hätte man einen lange verlorenen Schatz geborgen. Die Tage verfliegen und gleichzeitig kommt es einem so vor, als würde die Zeit einfach stillstehen. Für Kinder das Gefühl grenzenloser Unbeschwertheit. Für erwachsene Gäste auf andere Weise eine absolute Wohltat, denn es gibt hier im besten Sinne nichts im Überfluss. Das Angebot ist klein, aber fein: Massage, Pilates, DIY Flower Wreath Kurse. Es ist absolut erholsam, ohne schlechtes Gewissen einfach auch nur mit einem Kaffee in der Hand in der Sonne zu sitzen. Denn Mütter mit Kleinkindern sind bekanntlich vor allem eines: müde.
Abends treffen sich die Familien im Restaurant “Kleine Möhre” wieder. Bodenständiges, regionales und saisonales Essen ist ein wichtiger Bestandteil der Averbeck-Philosophie. Ebenso, dass grundsätzlich überall Selbstbedienung gilt, es keinen Dresscode gibt und alle per Du sind. Mittendrin und stets präsent: die Gastgeber Frauke Averbeck-Pennington und Ross Pennington, die diesen lebendig gewordenen Kindheitstraum erschaffen haben, sowie ihre Tochter Charlotte, die kürzlich in den Familienbetrieb mit eingestiegen ist und das Landhaus in die nächste Generation führen wird. Alle haben ihr Handwerk in der Sternehotellerie gelernt, setzen in ihrem eigenen Haus aber auf eine andere Definition von Luxus: Sie seien kein Hotel, sondern ein Ort, der unvergessliche Kindheitserinnerungen verschenken möchte, sagt die Familie. Und dieser Plan geht auf. Denn hier triggert alles die Neugier von Kindern zwischen 0 und 11 Jahren: Zugang nur Natur, viel Platz zum Spielen, der Umgang mit den Hofieren und im Falle meines Sohnes: ein John Deere Gokart.
Nachdem schließlich auch er - erfüllt von den Erlebnissen des Tages - eingeschlafen ist, gehe ich dank hoteleigener Babyfon-Ausstattung noch in die Loungebar “Blindes Huhn”, die mit ihren erdigen Tönen, edlen Ledersesseln und einer phantastischen Barkarte auch mitten in Hamburg stehen könnte. Nur der Ausblick ist schöner: Von der herrlichen Dachterrasse aus kann man den Hof überblicken, kleine Lichterketten über den Wegen tauchen ihn in ein behagliches Licht - man könnte fast meinen, es sei eine Filmkulisse. Eine Auszeit bei Averbeck dauert normalerweise von Donnerstag bis Sonntag bzw. Sonntag bis Donnerstag - die perfekte Länge, um das umfangreiche Wochenprogramm mitzuerleben und sich zwischendurch auch einfach mal treiben zu lassen. Nebenbei warten viele Ausflugsmöglichkeiten im Umland: der Wildpark Lüneburger Heide, die Lüneburger Salztherme, die Fischbeker Heide, der Märchenwanderweg Jesteburg, der Barfußpark Lüneburger Heide oder das Spielmuseum Soltau.
Bei einem Glas Wein komme ich mit anderen Eltern ins Gespräch. Viele von ihnen sind jedes Jahr hier, das Landhaus hat es längst ins Langzeitgedächtnis ihrer Töchter und Söhne geschafft und ist mit den Jahren zum Inbegriff ihrer Kindheit geworden. Mit seinen drei Jahren ist Leo verhältnismäßig viel gereist: Von atemberaubender Natur in Costa Rica über Safaritouren in Südafrika bis zum Sightseeing-Trip nach New York haben wir ihm die aufregendsten Eindrücke mitgegeben, und von allen hat er ganz sicher profitiert. Aber noch nie hat er am Ende einer Reise so bitterlich geweint wie beim Abschied von Averbeck. Als wir gemeinsam seinen heißgeliebten Pippi Langstrumpf-Koffer wieder einpacken, muss ich an das letzte Kapitel der Astrid-Lindgren-Trilogie denken, in der Pippi damit hadert, eines Tages erwachsen werden zu müssen. Sie schluckt die berüchtigte Krummelus-Pille mit den Worten: “Liebe kleine Krummelus, niemals will ich werden gruß". Im Landhaus Averbeck wünschte man, man hätte die Zaubermedizin selbst zum rechten Zeitpunkt zu sich genommen. Stattdessen habe ich Leo das Versprechen gegeben, wiederzukommen an den Ort, der Kindheitserinnerungen verschenkt wie Krummeluspillen. Damit er sich mit dem Erwachsenwerden Zeit lässt. Und damit er - gerade weil ihm die Welt offen steht - nie vergisst, das große Glück in den kleinen Dingen des Lebens zu suchen und zu finden.
Hier geht es zur Urlaubsbuchung im Landhaus Averbeck, einer Übersicht mit allen enthaltenden Inklusivleistungen während des Aufenthalts und vielen weiteren nützlichen Informationen.
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